01/02/2024

Jahres­rückblick 2023 und Ausblick auf 2024

Nachdem wir das Jahr 2022, das von Wirtschaftshistorikern als „annus horribilis“ bezeichnet wurde, relativ unbeschadet überstanden haben, trifft diese Titulierung leider auch auf das Jahr 2023 für uns zu.

Gesamtergebnis und Performance

Summa summarum beendeten wir das Jahr mit einem Gesamtergebnis von -18,9%. Bevor wir näher auf die Gründe für diese enttäuschende Performance eingehen, möchten wir das Jahr Revue passieren lassen und die Marktentwicklung des vergangenen Jahres erläutern.

Geopolitische Entwicklungen

Das Jahr war erneut von Kriegen und der damit einhergehenden Volatilität der Märkte geprägt. Die anfängliche Euphorie im Krieg in der Ukraine verpuffte, und die Ernüchterung setzte ein. Der Überfall der Hamas auf Israel im Oktober verstärkte die Nervosität der Märkte. Besonders die Angriffe der Huthi Rebellen trugen zur Sorge bei, da sie Schiffe attackierten und die Schifffahrt im Roten Meer erheblich beeinträchtigten. Positiv hervorzuheben ist das Treffen zwischen Biden und Xi im November, was die Hoffnung auf eine Annäherung beider Supermächte weckt.

Wirtschaftliche Herausforderungen

Zu Beginn des Jahres schürte das Ende der Zero-Covid-Politik in China und das damit einhergehende Re-Opening am 8. Januar 2023 Hoffnungen auf einen globalen Aufschwung. Diese Hoffnung trübte sich jedoch rasch wieder ein, insbesondere aufgrund des wankenden Immobilienmarkts in China und der Bankenkrise im ersten Quartal. Der Zusammenbruch der SVB am 10. März 2023und die ad-hoc Übernahme der Crédit Suisse durch die UBS am 19. März 2023 versetzten die Märkte in Aufruhr. Während Europa in der zweiten Jahreshälfte in eine technische Rezession schlitterte, zeigte sich die US-Wirtschaft als resilient gegenüber den anhaltenden Zinserhöhungen. Insbesondere der US-Arbeitsmarkt befeuerte die Wirtschaft, die in Q3 2023 annualisiert um stolze 5,2% wuchs.

Geldpolitik und Marktentwicklung

Globale Zentralbanken hoben zu Beginn des Jahres die Zinsen an und beendeten vorläufig den Zinsanhebungszyklus bei 5,25% bis 5,50% (FED) bzw. 4,5% (EZB). Die restriktive Geldpolitik führte zu einem Rückgang der Inflation in den großen Volkswirtschaften. Gegen Ende des Jahres hegte die Hoffnung auf Zinssenkungen die Märkte, was zu einer Kursrallye an den Aktienmärkten führte.

Finanzmärkte

Währungskurse wurden hauptsächlich von den Entscheidungen der Zentralbanken beeinflusst. Der EUR erlebte im Vergleich zum USD-Schwankungen, während der JPY gegenüber dem USD an Wert verlor. Anleihekurse gaben vor allem in der ersten Jahreshälfte weiter nach, stabilisierten sich jedoch im letzten Quartal mit einer starken Jahresendrallye. Aktienmärkte hatten zu Beginn Schwierigkeiten, erlebten jedoch gegen Ende des Jahres einen rapiden Aufschwung, der unter anderem durch erwartete Zinssenkungen im kommenden Jahr getrieben wurde. Zu den größten Gewinnern des Jahres zählten Technologieunternehmen.

Rohstoffmärkte

Rohstoffkurse dienten als Gradmesser geopolitischer Risiken. Der Goldpreis wurde vor allem durch nicht vorhersehbare Ereignisse wie den Angriff der Hamas auf Israel getrieben und schloss das Jahr mit einem Plus ab. Der Ölpreis erzielte im September sein Jahreshoch und verlor danach stetig an Wert, hauptsächlich aufgrund der hohen Fördermenge der USA und den Schwierigkeiten der OPEC.

Analyse der Performance und Maßnahmen

Warum es uns nicht gelungen ist, diese Entwicklungen vorherzusagen und davon zu profitieren, hat mehrere Gründe. Unglückliches Timing einiger Trades aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse wie dem Krieg zwischen der Hamas und Israel führte zu Verwerfungen in den Märkten. Neue Rahmenbedingungen, die einen Strukturbruch bzw. Paradigmenwechsel mit sich brachten, bereiteten besonders unserem automatisierten Handel Schwierigkeiten. Unsere Handelsalgorithmen stoßen insbesondere bei unvorhersehbaren Ereignissen und einem strukturell neuen Marktumfeld an ihre Grenzen. Die Gründe für unsere abträgliche Performance wurden erkannt und durch personelle Neubesetzung des Portfolio-Managements, allgemeine Neuausrichtung des Handelsansatzes und die Entwicklung innovativer Handelsstrategien, die den veränderten Marktbedingungen Rechnung tragen, adressiert.

Fazit und Ausblick auf 2024

Nach 13 Jahren nachhaltigen Erfolgs im Portfoliomanagement konnten wir im 14. Jahr diesem nicht gerecht werden. Ungeachtet dessen dürfen wir auf unser Gesamtergebnis seit Januar 2010 verweisen, demnach wir eine Gesamtperformance in Höhe von 266,1% und damit im Querschnitt eine Performance von 19,1% per Anno im Portfolio erwirtschafteten.

Für das Jahr 2024 erwarten wir, dass insbesondere die Themen (Geo)politik, Geldpolitik und Künstliche Intelligenz einen entscheidenden Einfluss auf die Märkte haben werden. (Geo)politisch wird neben den Kriegen in Gaza und der Ukraine insbesondere die US-Wahl im November von entscheidender Bedeutung sein. Beim prognostizierten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Amtsinhaber Biden und seinem Vorgänger Trump wird die Märkte vor allem interessieren, wie die zukünftige Politik der beiden Kandidaten in Bezug auf Steuern, Regulierung, Handelspolitik und internationale Beziehungen aussehen wird. Geldpolitisch kommt es vor allem darauf an, wie nachhaltig der bisherige Rückgang der Inflation tatsächlich ist und wie schnell „die letzte Meile“ überwunden werden kann, sodass die Zentralbanken ihre Geldpolitik wieder lockern können. Zinssenkungen für 2024 sind Konsensus und bereits weitgehend eingepreist. Diese Erwartungshaltung birgt vor allem das Risiko negativer Überraschungen, sollte beispielsweise die Inflation wider Erwarten erneut ansteigen. Falls nicht, wäre dies ein weiterer Katalysator für eine Kursrallye bei Aktien und Anleihen. Die Euphorie könnte durch KI auch 2024 weiter befeuert werden. Hier wird sich jedoch erst zeigen müssen, wie hoch die Produktivitätsgewinne der Industrie tatsächlich sind und wie schnell es mit der Implementierung vorangeht. Sollten sich die Erwartungen, wie bei der Dotcom-Blase, als zu überzogen herausstellen, bergen die bereits eingepreisten Erwartungen einiges an Enttäuschungspotenzial.

Es gilt also auch für 2024 das Motto: „Felix sit annus novus“. Wir sind davon überzeugt, dass das neue Jahr zahlreiche Chancen für uns bietet, und würden uns sehr freuen, wenn Sie uns auch in diesem Jahr Ihr Vertrauen schenken, sodass wir diese Chancen gemeinsam ergreifen können, um unsere ausgewiesenen Zielrenditen zu verwirklichen.

Wir wünschen Ihnen für das neue Jahr vor allem Gesundheit, Glück und Wohlbefinden!

DANIEL FREI
WINBRIDGE ASSET MANAGEMENT GMBH